Anleitung Karosserie Verzinnen

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~KJ~
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Anleitung Karosserie Verzinnen

Beitrag von ~KJ~ »

Soo, da ich schon mehrere mails bezüglich des Verzinnen bekommen habe, und wie man das angeht, was man Braucht und ob es sich überhaupt lohnt, werde ich x eine kleine anleitung posten. Bitte beachtet,das ich auch noch keine Langzeit-Testergebnisse habe, meine Testversion zeigt mir aber,das Zinn bisher noch nicht gerostet ist!

Warum Verzinnen wir?
Zinn ist ein Vielseitig einsetzbarer Werkstoff, vorwiegend im Karosseriebau. Wir verzinnen weil wir

- Eine unebene fläche glätten wollen
- Schweißnähte/punkte verstärken wollen
- Ausgleichen von Spaltmaßen zb an Türen, Hauben

,,Nur“ ein nebenbeieffekt von Zinn ist das es nicht Korridiert(Rostet). Wenn man nur einen guten rostschutz haben möchte, ist Spritzverzinken die schneller und günstigere Variante.

Vorteil von Zinn
- Biegt sich und ist extrem Verwindungsfähig, meine tests ergaben 360° Biegungen ohne platzen oder Reißen der Zinnschicht!
- Stärkt Schweißnähte da es eine feste chemische Verbindung mit Stahl eingeht
- „Blättert“ auch in dicken schichten nicht ab wie zb Spachtel

Nachteile von Zinn
- recht teuer
- langwirige angelegt
- bei zuhoher Temperatur ziehen sich Dellen ins Karosserieblech

Mit Was Verzinnen wir?

Wir benötigen zum einen eine Zinnpaste(Reinigungspaste) ohne die wird unser Zinn KEINESWEGS halten, es wird abbröckeln bzw abfallen.Es gibt 2 arten: Säurefreie und Säureenthaltende Paste. Wenn man euch irgendwo Säurefreie Zinnpaste anbietet, nehmt die säurefreie, mehr dazu unter Punkt 9.

Stangenzinn, es gibt sehr viele versch legierungen von zinn,es wird mit 25% Zinngehalt aber auch mit vielen verschieden gehalten angeboten. 25%iges ist das geeignetste da es nicht soschnell flüssig wird, man kann damit am besten schmieren. Höherwertige Zinngehalte verflüssigen sich schneller da der Schmelzpunkt weiter unten ist, das meiste landet auf dem boden, man bekommt frust und wut..

Eine Lötlampe/Bunsenbrenner um das Stangenzinn zuerwärmen. Soeine einfache für 20euro reicht allemale aus. Dazu gehörige Gas Kartuschen liegen daneben.

Wasser und Saubere Tücher, für das Abwischen der Reinigungspaste

Einen kleinen/mittelgroßen Metallspachtel, oft liesst man im netz Kunstoffspachtel oder holz, das Holz ist nich ebend, der Kunststoff schmilzt weg, mit dem Metallspachtelset für 2,99€ hab ich bisher am besten gearbeitet, lässt sich wunderbar saubermachen.

Winkelschleifer/Karosseriefeile
Ich bevorzuge den Winkelschleifer mit einer Pappscheibe mit höchstens 120er Körnung

Geduld, ohne Sie läuft nichts

Die Lötlampe findet man im toom Baumarkt günstig, das Stangenzinn bei einem GasTechnik laden, im baumarkt oft zuteuer.

Wie Verzinnen wir?

1. Die zuverzinnende fläche muss Lack/dreck und schmutzfrei sein! Zinn hält nur auf Blanken material (auf rost können wir auch nicht Verzinnen!)
2. Wenn die fläche von allen dreck und farbresten/rost befreit ist tragen wir nur wenig von der Zinnpaste auf! Wirklich wenig, es reicht vollkommen, nur mit einer Pinselspitze, nicht eintränken eher einstreicheln
3. Den Lappen mit Wasser nass machen, und MEHRMALS FALTEN da unsere fläche 250° warm wird besteht Verbrennungsgefahr!!!
4. mit der flamme der lötlampe(Gasventil nicht zuweit aufdrehen) gleichmäßig mit ca 15cm abstand langsam über die Zinnpaste bewegen, man merkt das Rauch aufsteigt und die paste zuerst grau anschließend flüssig braun wird und sich punkte bilden, wenn überall dieser zustand eingetreten ist, wird mit dem Nassen lappen die Zinnpaste weggewischt(Verbrennungsgefahr) (lappen könnte brennen)
5. nun sollte die fläche nun glänzend silber/chromfarben sein, wenn sie es nicht ist, war der lappen dreckig, oder hat sich eingebrannt, den vorgang 4. solange wiederholen bis die fläche chromfarben ist. Aber vorher warten bis die stelle sich wieder abgekühlt hat, da sich das stück sonst verziehen könnte
6. Der Chromfarbene zustand ist eingetroffen, wir warten bis die fläche sich abgekühlt hat
7. Nun arbeiten wir mit lötlampe und Stangenzinn 25% gleichzeitig, mit der flamme das stangenzinn an einem ende solange wärmen bis die spitze langsam anfängt chromfarbig zuwerden und anfängt herunterzulaufen, dann auf die gewünschte fläche die Stange tupfen, und mit der lötlampe die spitze des Stangenzinns anwärmen und im uhrzeigerzinn das stangenzinn drehen, ein ca 1-1,5cm großen stück zinn haftet auf unserer fläche.
8. Nun nehmen wir die lötlampe und den Metallspachtel in die hand, erwärmen mit der flamme aus ca 15cm entfernung das stück zinn bis es langsam zäh wird, leichtes streichen mit dem Metallspachtel erleichtert das abschätzen wann es streichbar ist. Wenn es streichbar ist flamme weg und in die gewünschte richtung streichen. Wenn die fläche größer ist, den schritt 8. Mehrere male wiederholen. Aber auf die Wärme achten.
9. Der wichtigste schritt. Unsere Zinnpaste sofern sie nicht Säurefrei ist, rostet innerhalb von einer halben stunde. Diese Paste ist soogut im Rosten wie Zinn im korrisionsschutz. Alle reste von der Säure rundherum um unsere chromfarbige fläche von Punkt 5. müssen weggeschliffen werden, sehr sehr sehr gründlich. Diese Säure von der Zinnpaste ist wirklich aggressiv, ich habe nur den kotflügel verzinnt und die Säure hat meinen innenradlauf benetzt durch ihre Gase. Optimal ist es bei Schweißnähten, bei Schweißpunkten kann es möglich sein das man an die zwischenräume gar nicht rankommt mit einem lappen oder einem Winkelschleifer, ich benutze für solche ecken einen Drahtbürsten aufsatz, ob es was bringt, wird sich in den Jahren herrausstellen. Nochmal zur verständlichkeit, um unsere fläche die wir mit der zinnpaste eingeschmiert haben, bilden sich braune flächen, diese flächen werden rostig, die müssen auf jedenfall abgeschliffen werden! Der Rost der sich bildet frisst sich aber nicht gleich durch bleche, er isdt zuvergleichen mit flugrost, lässt sich auch nach 3-4tagen ohne probleme und ohne materialschwund wegschleifen.
10. Wenn die fläche fertig ist, können wir mit Karosseriefeile oder Winkelschleifer die fläche abschleifen, wenn irgendwo löcher sein sollten, können wir mit punkt 7. fortfahren. Unbedingt beim schleifen eine Staubschutzmaske Tragen, der Schleistaubt ist Ungesund und kann zu erheblichen Krankheiten führen!

Bei der anleitung ist es egal, ob man Waagerecht oder Horizontal Verzinnt, ich bevorzuge es Horizontal.

Heruntergefallene zinnreste kann man wieder einschmelzen zu neuen stangen.

Wenn wir es schaffen 50% vom Zinn auf dem Blech zu behalten, dann arbeiten wir schon ziemlich gut! Also nicht verzweifeln, wenn immer wieder Karosseriezinn auf den Boden läuft.


Wenn etwas unverständlich war, bitte melden, war meine erste ausführliche anleitung, also nich gleich mit Schläge drohen..und immerschön erstmal ein Versuchsprojekt starten, und danach erst an die Karosserie gehen. Lasst euch zeit und ruhe dabei, ziele nicht zuweit stecken und dann geht das.


Zu den Bildern:

Bild 1 : Die schweißnaht vor dem Sauberschleifen
Bild 2 : Zinnpaste wird Dünn aufgetragen
Bild 3 : Beim erwärmen wird die Zinnpaste Grau und trocknet
Bild 4 : Die Zinnpaste wirft blässchen und Gase steigen evtl hoch
Bild 5 : Diese Blässchen werden mit einem nassen lappen schnell weggewischt
KJ
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Zuletzt geändert von ~KJ~ am 18. Aug 2009 20:55, insgesamt 2-mal geändert.
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~KJ~
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Beitrag von ~KJ~ »

Bild 6 : Zinn wird erwärmt und auf die gewünschte stelle abgestreift
Bild 7 : Zinn wird mit Spachtel geglättet
bild 8 : Beim Punktschweißen bekommt man die zinnpaste nicht 100%ig aus den Zwischenräumen raus und dann kriecht die Seuche unbemerkt weiter...bis sie irgendwo sichtbar wird.


jo,das war mal auf die schnelle, schweißnaht, sowie das glätten des Zinns war net soo der bringer, aber soo wirds gemacht

:wink:
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Zuletzt geändert von ~KJ~ am 18. Aug 2009 22:09, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von akenti »

Bist du wahnsinnig? Du kannst doch keine verzinnte Stelle mit P120 schleifen! Da entsteht gefährlicher Blei-Zinn Staub! Man nimmt für sowas die Karosseriefeile.
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