Entschuldigt bitte die lange Pause, aber die Reparatur hat sich durch Ärger mit meiner VW-Werkstatt und der gegnerischen Versicherung monatelang hingezogen. Danach hatte ich dann echt den Kaffee auf und hab nicht mehr dran gedacht, dass man hier noch auf Antwort wartet.
Hier erstmal die wichtigen Fakten:
- Das Auto konnte repariert werden. Die Reparatur (bei VW) hat insgesamt knapp 8000 Euro gekostet, was ziemlich genau 130% des vom DEKRA-Gutachter veranschlagten Restwerts (6000€) entsprachen.
- Das Heckabschlussblech gibt es tatsächlich nicht mehr und wird es auch niemals wieder geben! Ich hatte einen längeren und sehr freundlichen Mailverkehr mit VW Classic Parts. Das Problem ist, dass (auch bei allen Mexiko-Cabrios!) die Karosserieteile sowie das Verdeck direkt bei Karmann in Osnabrück gefertigt wurden. Classic Parts lässt inzwischen viele alte Karosserieteile mit den originalen Werkzeugen nachfertigen. Laut Aussage des Mitarbeiters haben sie Leute, die überall auf der Welt versuchen, alte Presswerkzeuge vor der Verschrottung zu retten. Ausgerechnet bei unserem Golf 4 Cabrio sind aber viele Werkzeuge bei der Karmann-Insolvenz verloren gegangen. Möglicherweise hat der Insolvmenzverwalter die zum Materialwert an Schrotthändler verkauft. Man weiß es nicht genau. Jedenfalls gibt es sie definitiv nicht mehr. Die Situation wär selten so klar wie in diesem Fall. Inwieweit das auch auf die Presswerkzeuge vom Golf 3 Cabrio zutrifft, habe ich nicht gefragt. Da es vom Golf 3 Cabrio aber noch Heckabschlussbleche gibt, nehme ich an, dass diese Werkzeuge gerettet wurden. Das sind wirklich keine guten Nachrichten.
- Wie wurde das Auto dann repariert? Mit guter altmodischer Karosseriebaukunst.

Die kleinen Ansatzbleche unter den Rückleuchten sind noch zu bekommen und das Heckabschlussblech selbst konnte schlussendlich doch noch einigermaßen gerade gezogen werden. Den Heckdeckel gibt es noch als Ersatzteil. Außen sieht man nichts mehr, aber vom Kofferrkaum aus sind die Unfallspuren leider noch deutlich zu sehen. Und ich habe jetzt einen neuen zusätzlichen Abstandhalter unter dem Schließblech vom Kofferraumschloss. Anders hätte es nicht mehr geschlossen. Positiv ist, dass das Auto komplett dicht ist, negativ, dass VW beim Lackieren den Farbton (Marlinblue Perleffekt) nicht ganz getroffen hat. Das sieht man besonders dann, wenn das Auto in der Sonne steht. Das Auto wurde ab der B-Säule neu lackiert. Das ist besonders deshalb ärgerlich, weil es nicht die erste Nachlackierung war. Habe ein Jahr zuvor bereits nen neuen Hechstoßfänger bekommen und die Lackier-Butze an der Ecke hat da perfekte Arbeit geleistet. Warum bekommt VW das nicht hin? :-/
- Positiv ist, dass das Auto gerettet werden konnte. Das Ergebnis ist nicht perfekt aber zufriedenstellend. Der Gutachter der Gegner-Versicherung (ehemals Karosseriebaumeister bei VW) fand die Karosseriearbeiten jedenfalls gut.
- Negativ ist der Ärger, den ich mit meinem VW-Händler hatte. Nach der ersten Übergabe hatte ich eine extrem lange Liste von Beanstandungen (14 Punkte!), die jedoch nach einigem hin und her inkl. Anwalt größtenteils abgestellt wurden. (u.A. schlechte Lackierung und teilweise abplatzende Farbe im Kofferraum, Verschoben montierter Stoßfänger, "Verlorene" Kofferraum-Verkleidungen wie Heckleuchten-Abdeckungen und Verdeckhydraulik-Abdeckung, und _etliche_ Rechnungsmängel. Unter Anderem wurden mir drei(!?!) Heckklappenscharniere und eine Kofferraumdichtung in Rechnung gestellt, obwohl meine alten Teile wiederverwendet wurden. Und die Krönung war, dass man einen großen Posten für Behördengänge und ein neues Kennzeichen abgerechnet hat. Bei genauerer Betrachtung des Kennzeichens stellte ich jedoch fest, dass dieses einfach ausgebeult worden war. Das hatte vom Unfall nämlich nur einen Knick in der Mitte und einen ganz kleinen Kratzer am Rand. Glücklicherweise hatte ich das nach dem Unfall ziemlich genau fotografiert. DAS war echt die Höhe und der Punkt, an dem ich mir einen Anwalt genommen habe. Die 5.(!) ausgestelle Rechnung, war dann schließlich ohne Beanstandungen.
- Mein Fazit? Ich bin sehr froh, dass ich mein Auto wieder habe. Natürlich ist es jetzt ein Unfallwagen, aber ich will es eh behalten, bis es mal auseinander fällt. Der VW-Händler, bei dem ich zuvor 17 Jahre Kunde war, wird mich nie wieder sehen. Deren Karosseriebauer hat gute Arbeit geleistet, aber SO eine Kombination aus Unfähigkeit und Dreistigkeit, mit der da unwissende Kunden über den Tisch gezogen werden, geht wirklich auf keine Kuhhaut. Ich habe inzwischen eine sehr kompetente freie Werkstatt gefunden, bei der ich mich gut aufgehoben fühle. Falls mir nochmal ein größerer Unfall passiert, werde ich mich damit direkt an einen Karosseriebaubetrieb wenden.
Ich wünsche jedem, der den Beitrag bis hierher gelesen hat, eine allzeit knitterfreie Fahrt!